
Review: Michael Segets
Wenn im Titel eines Longplayers der Begriff Opera auftaucht, dann erwartet man ein auch im Rock-Pop-Bereich ein opulentes Konzeptalbum. Mit 17 Tracks ist das Werk von Rick Maddocks durchaus lang und ein Konzept steht ebenfalls hinter ihm. Maddocks versteht „Blue Horse Opera“ als Soundtrack zu einem imaginären Westernfilm. Western werden ja gerne als Pferdeopern bezeichnet. Dabei lehnt sich der Kanadier weniger an dem Sound klassischer Genrebeiträge an, sondern an den der Italo-Western.
Für diesen steht natürlich Ennio Morricone als Referenz, der wenig mit Country am Hut hat. Die Bezüge zum Paten der Italo-Western-Musik treten an einigen Stellen deutlich zutage – etwa beim Opener „Imperial Suite“. Auch bei anderen Beiträgen sind Verbindungen offenkundig, wenn beispielsweise klassisch gesungene Soprane in die Kompositionen einfließen („South Of Circumstance“, „Las Arenas“). Andere Stücke wie „Miner“ folgen weder den Spuren von Morricone noch denen des Country.
Das Album sollte als Gesamtkunstwerk verstanden werden, bei dem experimentelle Ansätze („La Raya“, „Caballos Azules”) ihren Raum haben. Circa ein Drittel der Tracks sind instrumental. Maddocks versammelte eine große Anzahl an Musiker*innen, um sein Projekt umzusetzen. Überraschend ist, dass mit Dayna Szyndrowski eine Flamenco-Tänzerin in den Credits gelistet ist. Dies erklärt sich wohl damit, dass „Blue Horse Opera“ zuerst live auf der Bühne performt wurde.
Obwohl die Beteiligten aus Kanada stammen – Maddocks ist in seiner Jugend von Wales nach Ontario übergesiedelt – erinnert die Musik weniger an die Schneelandschaften, wie sie in Sergio Corbuccis „Leichen pflastern seinen Weg“ gezeigt werden, sondern tatsächlich an den Süden Nordamerikas. Mehrere Songs spiegeln mit staubigen Gitarren („Las Arenas“, „If A Coward Says He Loves You“) eher die Wüstensatmosphäre der Dollar-Trilogie von Sergio Leone wider. An die mexikanische Grenze versetzt das in Spanisch gesungene „El Molino“. Mit Trompete und Percussion lädt Maddocks bei „Don Esteban And His Bastard Daughter“ auf eine Fiesta ein. In Richtung Tejano ein geht ebenfalls „Black Sand Rumba“.
Die vertonte Pferdoper wartet mit komplex arrangierten Stücken auf, die sich durch ein Konglomerat verschiedener Musikrichtungen von Klassik bis Tejano auszeichnet. Wenn kein Italo-Western auf dem Bildschirm läuft, kann man sich von „Blue Horse Opera“ in einen hineinversetzen lassen. Wer nicht das Sitzfleisch für eine Oper hat, dem seien die Americana-Songs „Blue Horses“, „Stand Still, Pretender“ und „Guilty Party“ zum Reinhören anempfohlen.
Eigenproduktion (2025)
Stil: Americana, Tejano and more
Tracks:
01. Imperial Suite
02. Blur Horses
03. Silver
04. South Of Circumstance
05. Miner
06. Las Arenas
07. Stand Still, Pretender
08. El Molino
09. La Raya
10. Don Esteban And His Bastard Daughter
11. Silver Again
12. Guilty Party
13. Caballos Azules
14. Black Sand Rumba
15. The Hearing
16. World Upside Down
17. If A Coward Says He Loves You









