Melanie Dekker – Here & Now – CD-Review

Seit Melanie Dekker ihr eigenes Label Elephant Ears Entertainment besitzt, scheint die lebensfrohe, sympathische Musikerin aus dem kanadischen Vancouver gar nicht mehr zu bremsen zu sein. Es ist gerade mal ein paar gefühlte Wochen her, dass ich ihre Live-Scheibe beleuchtet habe, da liegt mir mit „Here & Now“ quasi ‚hier und jetzt‘ direkt ihr nächstes Werk auf dem Tisch.

Diesmal allerdings ein komplettes Studiowerk (zuvor hatte es ja bereits eine EP mit gleichem Titel gegeben, auf der sich die Stücke „Just So You Know“, „Flowers“, „Here & Now“ und „What A Fool I Am“ in identischer Version wie hier befinden) wie immer, mit ein paar netten Grüßen handsigniert. Mel ist eben ein äußerst netter Mensch. Schon das abstrakte, bunte Titelbild des Klapp-Pappschubers mit eingestecktem, sechsseitigen Falzbooklet und auch die Fotos von ihr in einer frechen Korsage lassen auf ein launiges Gesamtprodukt schließen.

Mit „Flowers“, „Lullaby“, dem Titelsong „Here & Now“, „Saturday Night Show“ und „My Soul Back“ enthält die CD dazu noch fünf Stücke, die sie auch auf ihrer Live-Scheibe (nur mit Keyboard- und Violinen-Unterstützung) performt hat, die aber allesamt, wie bereits von mir im Review gemutmaßt, aufgrund der jetzt kompletten instrumentellen Einspielung deutlich kräftiger herüberkommen (vor allem die Drums und die sehr filigranen E-Gitarren von Leuten wie Eric Reed und David Sinclair machen da den Unterschied aus). Letztgenanntes Stück gab es ja auch schon auf ihrem Acoustic Ride-Silberling, hier gefällt es diesmal durch eine unterschwellige Latino-Note und das leicht angejazzte E-Spiel von Sinclair. Toll neu interpretiert und absolut tanzparketttauglich!

Auch die mir bisher unbekannten Tracks machen allesamt einen guten Eindruck. Der mit einer schönen Akustikgitarre untermalte Opener „Rich Girl“ geht richtig flockig ins Ohr. Im Refrain wechselt Mel dann von ihrem natürlichen Gesang in höhere Falsett-Sphären Marke Kate Bush und beweist ihre Stimmvariabilität. Songs wie die einzige Fremdkomposition „Just So You Know“ (mit coolem Groove), das herrlich melodische „Every 20 Minutes“ (schöne kratzige Akustikgitarre, E-Solo) und das pianobetonte „Legacy“ würden auch einer Melissa Etheridge gut zu Gesicht stehen.

Mein persönlicher Favorit ist aber das fröhliche, Country-Reggae-trächtige „Hippie“, wo man am liebsten direkt in den Flieger steigen und die nächste Strandbar in der Karibik unsicher machen möchte. Ein Stück, wie es auch Jimmy Buffett oder Kenny Chesney gerne praktizieren. Melanie näselt hier aber ganz schön kräftig und verleiht dem Song damit eine klare Shania-Note. Wunderbar passend dazu das kurze, verschrobene E-Solo von David Sinclair. Klasse auch der vermutlich mit persönlichen Erlebnissen in Dänemark zusammenhängende, fluffige Lovesong „Until The Wind Stops Blowin“.

Melanie Dekker lässt ihr „Here & Now“ dann mit der in Molltönen gehaltenen, atmosphärischen Piano-Ballade „What A Fool I Am“ ausklingen und überzeugt zum Abschluss noch einmal mit einer großartigen vokalen Darbietung. Wer die nette Kanadierin (die schon mit Größen wie u.a. Bryan Adams, Faith Hill oder sogar April Wine (!) auf der Bühne gestanden hat) gerne näher kennenlernen möchte, kann sie demnächst leibhaftig genießen. Denn die umtriebige Mel tourt schon wieder den ganzen April durch unsere Lande. Auf ihrer Internetseite können die Termine, Locations sowie Bezugsmöglichkeit und Preis der aktuellen CD (und ihrer anderen) nachgelesen werden.

Elephant Ears Entertainment, Fortune Records (2011)
Stil:  Singer / Songwriter

01. Rich Girl
02. Just So You Know
03. Flowers
04. Hippie
05. Lullaby
06. Here & Now
07. Saturday Night Show
08. Every 20 Minutes
09. My Soul Back
10. Until The Wind Stops Blowin‘
11. Legacy
12. What A Fool I Am

Melanie Dekker
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Fortune Records

Melanie Dekker – Distant Star – CD-Review

Melanie Dekker zählt zu den Künstlerinnen, die bei unserem Magazin einen ganz dicken Stein im Brett haben. Ihre sympathische, lebensfrohe und unkomplizierte Art ist nahezu ansteckend. Sie ist jemand, der, eigentlich ganz musikeruntypisch, verinnerlicht hat, dass Nehmen und Geben immer in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die netten Begegnungen mit ihr nach Konzerten oder natürlich an das unvergessene Weihnachtsvideo, das sie spontan, ohne mit der Wimper zu zucken, mit viel Liebe zum Detail für uns (als ich noch für RockTimes tätig war) gedreht hatte.

Auch wenn ihr die große Anerkennung bisher nur von einem relativ überschaubaren Insiderpublikum zuteil wurde, lässt die junge Dame aus dem kanadischen Vancouver mit holländischen Wurzeln nicht locker und tourt fleißig fast jedes Jahr durch Europa, wobei unseren Gefilde natürlich immer eine wichtige Bedeutung zugemessen wird (siehe unsere Tourtermine). Und in diesem Jahr hat sie mit „Distant Star“ auch wieder eine brandaktuelle CD mit im Gepäck, die dann auf Ihren (hoffentlich immer zahlreicher besuchten) Gigs reißenden Absatz finden sollte.

Wer wie ich, was Plattenveröffentlichungen betrifft, ihren Werdegang in den letzten Jahren konstant verfolgt hat, erkennt schnell, dass Melanie ihrem bisherigen Stil weiter treu bleibt. Sie offeriert uns auch diesmal eine hübsch kreierte Melange aus angenehmen melodischen Liedern, die irgendwo zwischen Country, Roots und Folk mit ganz dezentem poppigen/rockigen Einschlag liegen.

Melissa Etheridge im weitesten Sinne fällt mir da immer als sofortiger Vergleich ein, ohne allerdings an deren Popularitätswerte, geschweige ihrer Radiopräsenz hierzulande jemals auch nur annähernd heranzureichen. Die Welt ist halt meistens ziemlich ungerecht…

Melanie hat bei diesem Werk diesmal mit Allan Rodger zusammengearbeitet, der hier als Produzent, Co-Writer, Mitmusiker (diverse Instrumente) und -sänger (Harmonies) seine zentrale Position unterstreicht. Natürlich bestimmen Mels variabler Gesang (von elfenhaft bis rauchig) und ihr gutes Akustikgitarrenspiel in aller erster Linie wie gewohnt das Geschehen, aber in fast jedem Lied bekommt immer ein weiteres Instrument seinen speziellen Platz eingeräumt.

So bilden beispielsweise bei „Worry Gets You Nowhere“ das Banjo, bei „Black Swan“ eine Klarinette (?, im Booklet als ‚Woodwinds‘ aufgeführt), bei „Boomerang“ die E-Gitarre (schönes kurzes Solo), bei „Like Roses“ die Violine, bei „At The Junkyard“ das Piano und beim abschließenden „Silver Moon“ die Flöte die kleinen Zusatzfarbtupfer des jeweiligen Liedes. Vermutlich haben die beiden da schön zusammen getüftelt, was am besten wozu passt. Sehr gelungen letzten Endes.

Melanie Dekker setzt mit „Distant Star“ konsequent ihren musikalisch eingeschlagen Weg fort. Es gilt weiterhin. Wo Melanie Dekker darauf steht, ist auch Melanie Dekker drin. Sie weiß erneut mit ihrer ehrlichen Haut, viel Authentizität (auch in ihren Texten nachempfindbar) und angenehmer, sehr geschmackvoll gestalteter Musik zu punkten. Der kommerzielle Erfolg wird aber auch mit diesem Werk vermutlich leider wieder so weit entfernt bleiben wie die Sterne…

Eigenproduktion (2013)
Stil:  Singer / Songwriter

01. Distant Star
02. Worry Gets You Nowhere
03. Powerful
04. Give My Heart A Home
05. Nothing But Time
06. Black Swan
07. Boomerang
08. Like Roses
09. At The Junkyard
10. The Price You Pay
11. Silver Moon

Melanie Dekker
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Melanie Dekker – Acoustic Ride – CD-Review

Wie sagt man doch oft so schön im Volksmund. »Hier wäre Weniger Mehr gewesen«. Und auch in diversen Reviews ist diese Aussage sicher schon öfter mal vom Stapel gelassen worden. Im Falle des aktuellen Albums „Acoustic Ride“ von Melanie Dekker muss ich das Statement zu meinem eigenen Leidwesen (und dem des potentiellen Käufers) in folgenden Slogan ummünzen. ‚Hier wäre Mehr eindeutig Mehr gewesen!‘

Dabei gibt es komischerweise am reinen Gehalt dieser Scheibe überhaupt nichts zu meckern. Die kanadische Dame mit holländischen Eltern sieht blendend aus (was im Layout der CD nachhaltig untermauert wird – Booklet mit allen Texten, nette Bilder der Protagonistin), schreibt in Singer/Songwriter-Manier tolle Stücke mit viel Gefühl für klasse Melodien, hat eine angenehme, leicht rauchige Stimme (irgendwo zwischen Shania Twain, Kim Carnes, Melissa Etheridge und Ann Wilson) und zupft ausgezeichnet die Gitarre.

Beim Einspielen der Lieder wurden nur die auch an der Produktion mitwirkenden Jason Nett und Eric Reed beteiligt, die neben Gitarrenparts auch noch ganz dezent mit Mandoline und Piano zu glänzen wissen. Die Songs bewegen sich in Bereichen von entspanntem semiakustischem Pop und Rock mit leichtem Indie-, (Sarah Bettens fällt mir da auch noch als Vergleichsmuster ein) Country- und Folk-Touch, was natürlich Dekkers variabler Stimme in diesem Fall als zentrales Moment entgegenkommt.

Wenden wir uns wieder meinen einleitenden Worten zu. Ich vermisse hier leider den Bass und auch das Schlagzeug (man hat komplett darauf verzichtet), die den Songs, die zweifellos auch so wunderschön sind, noch mehr Volumen, Pepp und vor allem Abwechslungsreichtum verliehen hätten. Zum anderen sind neun Lieder für eine CD etwas mager. Angesichts des kreativen Potentials von Melanie hätte sie sicherlich locker noch drei Lieder aus dem Ärmel schütteln können oder man hätte zumindest noch ein paar prägnante Tracks von irgendwelchen früheren Live-Auftritten als Bonus hinzufügen können.

So kommt man sich nach einer halben Stunde vor, wie Einer, der nach schweißtreibender sportlicher Betätigung mit einem Mordsdurst an die Theke kommt und der Wirt nach der Bestellung trocken erwidert, dass das Bier alle sei. Apropos Bier. Das Mrs. Dekker auch mit eigenwilligem Humor ausgestattet ist, bewies sie bei einem Auftritt im legendären Rainbow in Horb-Altheim. Dort goss sie sich zur Verblüffung der anwesenden Zuschauer ein ihr gereichtes Gerstensaftgetränk am Ende des Gigs spontan über die eigene Mähne, mit der Anmerkung, dass dies doch gut für die Haare sein soll.

Wie dem auch sei, bei Melanie Dekkers sehr schönem Silberling „Acoustic Ride“ wäre Mehr letztendlich wirklich Mehr gewesen. ‚In der Kürze liegt die Würze‘ lasse ich hier nicht gelten. Diese Dame braucht angesichts ihres Könnens nicht rumzugeizen (was das Outfit betrifft ist das ok, über das kurze Röckchen auf dem Cover- und Backcoverbild sehe ich einfach mal großzügig hinweg… ). So bleiben mir am Ende nur die flehenden Worte an die Protagonistin. Melanie, beim nächsten Mal gib uns bitte etwas mehr von dir!

Eigenproduktion (2007)
Stil:  Singer / Songwriter

01. We’re The Angels
02. Meant To Be
03. Wishful Thinking (Echo Song)
04. Oh Yeah
05. Your Heart Beating
06. Right
07. Can’t Stop Laughin‘
08. Tell Me That I’m Wrong
09. Soul Back

Melanie Dekker
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Hemifran

Mary Chapin Carpenter – Time, Sex, Love – CD-Review

Vor vielen Jahren wurde von einem RWE-Fan im Essener Georg-Melches-Stadion ein Plakat aufgehangen, auf dem stand, „Drei Dinge braucht der Mann. Sex, BAP und RWE!“. Es war die Zeit als noch ein Jürgen Röber die Richtung nach oben vorgab, als ein Ollie Grein mit seinen Haken dafür sorgte, dass den Schalker Spielern die Beine, nicht wie heute, vom Feiern wackelten, und sie statt nach Berlin zum Auskurieren ihres (Muskel-) Katers aufs Trainingsgelände zum Strafexerzieren befördert wurden, was wiederum einem Rot-Weiss-Essen-Nahestehenden eine höchstmögliche Ausschüttung von Glückshormonen bescherte. Man sieht also, es gibt Dinge – meine Ehefrau möge es mir verzeihen – also BAP mag ich wirklich nicht…, auf die man dann sogar gerne verzichten könnte.

Was hat dies alles mit Mary Chapin Carpenter zu tun, fragt sich da natürlich der geläuterte Country-Musik-Fan. Im Prinzip nichts, außer dass die Lady ihr neues Werk auch mit drei Schlagworten ins Rennen wirft und schon wieder dieses merkwürdige Wort mit den drei Buchstaben auftaucht.
Ja, bei den Amis war schon immer Gleiches noch ein bisschen anders…

Zu bestätigen scheint ihre Gewichtung allerdings der Kommentar einer PTA aus Dortmund. „Hier gehen zur Zeit so viele Viagra-Vorbestellungen und -Packungen über den Ladentisch, dass die ganze Stadt 24 Stunden unter Strom stehen müsste…“. Ja, was soll man in Dortmund nach dem Stop der Essener (Fußball-) Entwicklungshilfe auch anderes tun, könnte man jetzt gehässig fragen, aber wie wär es denn mal vielleicht zur Abwechslung mit toller New-Country-Musik? Zum Beispiel mit dieser CD!

Meine erste Begegnung mit Mary Chapin Carpenter kam durch ihr Stück „Shut up and kiss me“ zu Stande, eine Honky-Tonk-Nummer, die ich im Radio hörte und mir durch Mark und Bein ging, und das noch heute zu meinen Lieblings-New-Countrystücken zählt. Kurze Zeit später lag zugehörige CD „Stones In The Road“ bei mir im Player. Das Gesamtergebnis war jedoch relativ ernüchternd. Zwei, drei ganz nette Stücke inclusive des oben angeführten Liedes, der Rest eher langweiliges Geheule. Zwischenzeitliche Videos in Country Roads hauten mich auch nicht sonderlich vom Hocker, so dass erst mal eine längere Funkstille herrschte.

Nun also das neue Album von Mary. Der Beipackzettel beschreibt die CD als sehr philosophisches und persönliches Werk (in der Tat hat Mary alle Songs selbst geschrieben), der kommerzielle Aspekt sollte diesmal außen vor bleiben. Die Beschreibung ist äußerst treffend. Nach gutem Auftakt, sofort mit dem besten Stück der CD „Whenever You’re Ready“ und einigen Aufhorchern wie „Slave to the beauty“, „This Is Me Leaving You“, „The Long Way Home“, und „In The Name Of Love“, die aber eher die Funktion eines Wieder-Wachmachers erfüllen, ist das Werk von überlangen, poetischen, teilweise melancholisch bis zu introvertierten Passagen durchzogen.

Die CD ist mir, ehrlich gesagt, besonders im Mittelteil zu ruhig geraten. Ich bevorzuge da eher, die etwas modernern und peppigeren Stücke wie zum Beispiel von Lace, SHeDAISY, Kinleys oder Alecia Elliott. Ja, liebe Mary, ‚time is a great gift, sex is a great equalizer, love is a great mystery‘, hört sich alles sehr schön an und mag auch hier und da mal stimmen, viele deiner Songs sind aber ‚great tranquilizers‘.

Ob ihr Lachanfall im recht diffusen elfminütigen Abschlussstück ein Indiz dafür war, dass einige ihrer Musiker kurz eingenickt waren? Mein Tipp wäre. Auch wenn Mary Chapin Carpenter sicherlich alles erreicht hat und ihr Erfolg, Talent und Reputation unbestritten sind, sollte sie sich mal einiger ‚Fremd-Songwriter‘ kombiniert mit dem Fingerspitzengefühl eines Tim McGraw bedienen, um etwas mehr Leben in die Bude zu bringen.

Ach übrigens, vielleicht bleibt noch zu klären, was aus dem anfangs erwähnten RWE-Fan geworden ist. Man soll ihn zuletzt in einer Dortmunder Apotheke gesehen haben…

Sony Music (2001)
Stil: Singer / Songwriter / New Country

01. Whenever You’re Ready
02. Simple Life
03. Swept Away
04. Slave To The Beauty
05. Maybe World
06. What Was It Like
07. King Of Love
08. This Is Me Leaving You
09. Someone Else’s Prayer
10. The Dreaming Road
11. Alone But Not Lonely
12. The Long Way Home
13. In The Name Of Love
14. Late For Your Life

Mary Chapin Carpenter
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Bärchen Records

Shannon Curfman – What You’re Getting Into – CD-Review

Die aus North Dakota stammende Amerikanerin Shannon Curfman ist eines dieser (meist schnell) gehandelten Wunderkinder der Blues Rock-Szene, obwohl man in diesem Genre schon in der Regel dazu zählt, wenn man sein Debüt unter 60 Jahren schafft, oder? Aber nein, im Ernst, ihr Erstwerk „Loud Guitars, Big Suspicions“ im Jahr 1999 mit gerade mal vierzehn Lenzen war schon wirklich beeindruckend, das Mädel hat mit ihrer kräftigen Stimme und ihrem virtuosen Gitarrenspiel enormes Talent in die Wiege gelegt bekommen und diese Gegebenheiten auch blendend genutzt.

Danach habe ich sie etwas aus dem Auge verloren und ihre EP von 2006 sowie das Nachfolgewerk von 2007 gar nicht so mitbekommen, die Kritiken waren allerdings wohl nicht so berauschend wie beim Erstling. Mit dem aktuellen Album „What You’re Getting Into“ knüpft sie wieder an ihre alte Form an. Aus der spindeldürren Fahrradspeiche von einst ist mittlerweile eine recht gutbeleibte Person geworden, was sich vor allem auf ihr ohnehin immenses Stimmvolumen noch positiver ausgewirkt hat.

Sieben Eigenkreationen stehen dabei drei Fremdkompositionen gegenüber. Die Curfman-Stücke bieten dynamischen, kräftigen Blues Rock mit all seinen Facetten (von straightem Rock über Delta Blues bis hin zu swampigen, psychedelischen und Fusion-Elementen) immer in Verbindung mit ihrer herrlich rotzigen Röhre, die teilweise auch einer Beth Hart ähnelt. Meine Favoriten sind hier das eröffnende Titelstück (Drumpoltern, starkes E-Solo, Harmoniegesänge) und das slidelastige „Curious“, mit der in Framptonscher Manier gebrachten Wah-Wah-Einlage. Mir fehlt eigentlich nur, dass sie, anders wie beim Debüt, mal Luft zum Atmen gewährt. Die schönen, melodischen Tracks im Stile einer Sheryl Crow von damals sucht man hier vergebens, es wird von vorne bis hinten Gas gegeben.

Bei den drei Covernummern nimmt Shannon es dann mit drei ganz Großen der Rockmusikgeschichte auf. Zum einen bringt sie im Duett mit Joe Bonamassa das
Eric Clapton-/Marcy Levy-Stück „The Core“ vom legendären „Slowhand“-Album (als erfrischendes Update, klasse Gitarrenspiel von beiden, vokaltechnisch gesehen singt Shannon den guten Joe natürlich locker an die Wand), zum zweiten eine klasse Version von Queens „Dragon Attack“, eine eher weniger im Rampenlicht stehende Brian May-Kreation von deren kommerziell äußerst erfolgreichen Scheibe „The Game“ (u.a. mit „Another One Bits The Dust“ und „Crazy Little Thing Called Love“) hier in einer recht rauen, dezent psychedelischen Präsentation und zu guter Letzt eine hervorragende, dynamische Neueinspielung des Fleetwood Mac-/Peter Green- Klassikers „Oh Well“ (herrlich feurige Gitarren und Soli).

Die Curfman-Version sollte sich Peter Green besser nicht anhören. Shannons brachiales, gesangliches Gekeife könnte erneut auf ihn eine ähnlich verstörende Wirkung haben, wie der damalige, ominöse LSD-Trip in der Landshuter Landkommune, von dem sich Green der Legende nach angeblich bis heute geistig nicht mehr richtig erholt hat. Ich vermute allerdings eher, dass die Gefahr des unerträglichen Anblicks vom kopulierfreudigen Rainer Langhans in nüchternem Zustand der wahre Grund gewesen ist, sich der Rückkehr in die ‚reale‘ Welt zu verweigern…

Alles in allem hat Shannon Curfman mit „What You’re Getting Into“ die Kurve wieder bekommen. Aus dem einstigen Wunderkind ist mittlerweile eine reife junge Dame und Musikerin geworden. Ähnlich wie Davy Knowles mit „Coming Up For Air“ hat sie ein kurzweiliges Werk geschaffen, das dem oftmals angestaubten Genre mit seiner Frische, Kraft und Dynamik mehr als gut tut. Die Produktion (Shannon mit Jason Miller) ist glasklar und fett, alle Song-Texte sind im Booklet enthalten. I gladly got into it!

Purdy Records (2010)
Stil:  Blues Rock

01. What You’re Getting Into
02. Free Your Mind
03. The Core
04. Heaven Is In Your Mind
05. All I Have
06. Curious
07. Oh Well
08. What Would Mama Say
09. Dragon Attack
10. Strange

Shannon Curfman
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Bärchen Records

Michael Lee Firkins – Yep – CD-Review

Ich glaub, ich steh im Wald! So oder so ähnlich geht es einem nicht nur nach Betrachten des Fantasy-Art-Covers von Michael Lee Firkins‘ neuer CD „Yep“. Da posiert er mit seinem Lieblingsgerät innerhalb eines solchen vor einem monumentalen Baumstamm. Nein, auch musikalisch fühlt man sich in eine sumpfige Waldlandschaft irgendwo im tiefen Süden der Staaten versetzt, aus der von irgendwo swampige Jam Rock-Töne erklingen. In einer auftauchenden Lichtung erblickt man eine alte Holzhütte, auf deren Veranda diverse Boxen, Verstärker, Kabel, eine mit Bierdosen gefüllte Kühltruhe sowie diverse herumstehende Whiskeyflaschen zu erkennen sind.

Inmitten dieses einsamen, ungestörten Ambientes haben sich vier langhaarige Typen etwas reiferen Alters mit ihren Instrumenten gemütlich im Kreis zusammengesetzt und erzeugen in entspannter Atmosphäre die vernommenen, in diesem suggerierten Zusammenhang schon fast ein wenig mystisch erscheinenden Klänge. Es handelt sich dabei um Herrn Michael Lee Firkins, den Hauptprotagonisten dieses Werkes, samt seiner Mitstreiter Chuck Leavell, Andy Hess und Matt Abts, unseren Lesern allseits bekannt durch ihr Mitwirken in diversen Superbands wie den Allman Brothers, Rolling Stones, Black Crowes oder Gov’t Mule, etc.

Michael Lee Firkins‘ bisherige musikalische Vita besteht, genau wie ihr recht unregelmäßiger Verlauf, aus einem Sammelsurium von ziemlich unterschiedlich gestalteten Werken. Einig ist man ist sich in der Kritikerschaft, dass er zu der Spezies der außergewöhnlich guten Gitarristen gezählt werden kann. Das bekannte Magazin ‚Guitar For The Practicing Musician‘ bezeichnete ihn mal als ‚One of the most influential Players of the next ten years‘. Aber auch sein Gesang (mit viel Southern-Soul in der Stimme) kann sich hören lassen, wie sein neues Album „Yep“ eindeutig beweist.

Die eingespielten Kollegen Abts und Hess bilden das gewohnt starke Rhythmus-Fundament für solche Art von Musik. Abts passt sein Drumming der jeweiligen Situation perfekt an, Hess muss mit seinem Tieftöner gegen die geballte Kraft der anderen natürlich im Hochleistungspumpmodus anzupfen. Aber wo er zugange ist, braucht man sich eigentlich nicht zu sorgen, dass da nicht was Vernünftiges zustande kommt.

Chuck Leavell bedient das Piano eher dezent und ist mehr auf das Betätigen der Orgel fixiert. Er bildet hier, gerade was das Solieren betrifft, das ergänzende Element zu Michaels Gitarrenvariationen. Heimlicher Star ist auf diesem Album eindeutig eine Telecaster, die zur Resonator-Gitarre modifiziert wurde, auf der Firkins vom Dobro-ähnlichen bis zum elektrischen Sliden herkömmliches E-Spiel bis zu seinen berühmten Schredder-Einlagen so einiges anstellt. Das ist teilweise richtig furios.

Im 7½-minütigen swampigen Opener „Golden Oldie Jam“ spiegelt sich dann sofort auch so ziemlich alles, was man in der Folgezeit an instrumentellen Finessen geboten bekommt, wider. Klasse bluesig-souliger Gesang, satter Rhythmusteppich durch Abts und Hess, Akustik- und E-Slides, schön gurgelnde Leavell-Orgel, markanter Refrain, Tempowechsel, E-Gitarren-/Orgel-Schlagabtausch im Gov’t Mule/Allman-angehauchten Jam-Teil, dazu durch Firkins eingestreute HT-Pianountermalungen. Klingt wie live im Studio eingespielt.

Ergänzende Einflüsse zu den aus der Vergangenheit der Musiker resultierenden Erfahrungen bei o. a. Bands, sind Southern Rock-Combos wie Lynyrd Skynyrd, Laidlaw („Cajun Boogie“) oder Outlaws („Standing Ovation“ – herrlich hier Michaels Hughie Thomasson-Gedächtnis-Strat-Solo) in ihren Anfangstagen anzuführen. Aber auch klassische Rockbands wie bluesige Whitesnake (zu ihrer „Ready An‘ Willin'“-Phase) bei „No More Angry Man 2“ oder Led Zeppelin mit ihrer psychedelischen Note bei „Out Of Season“ schimmern immer wieder durch. Trotzdem darf auch die jederzeit melodische Ausrichtung fast aller Tracks nicht unerwähnt bleiben.

Grandios die beiden in Slow Blues-Manier gebrachten, ebenfalls wieder über sieben Minuten währenden „Long Day“ und das, wie eine Hommage an den verstorbenen Jeff Healey klingende „Last Call“, bei denen sich die ganze Power der beteiligten Klassemusiker entlädt (toll immer wieder der Dialog zwischen Firkins‘ Gitarrenzaubereien und Leavells Tastenvariationen). Das Ende mittels „The Cane“ bestreitet Firkins dann im Alleingang. Sein Gesang klingt verzerrt wie durch ein Megaphon, er spielt sowohl Bass als auch Drums. Herrlich hier seine rasiermesserscharfen Slides.

Michael Lee Firkins‘ neues Werk „Yep“ hält, was die Konstellation der hochkarätigen Musiker an Erwartungshaltung mit sich bringt. Ein Freudenfest für Southern-, Jam- und Blues-Rockfreunde zugleich, die auf, von filigraner Gitarrenarbeit dominierte Musik der etwas ausgiebigeren Art stehen. Weit über eine Stunde Gesamtspielzeit sprechen zusätzlich für sich. Die Frage nach der Empfehlbarkeit der Scheibe kann von daher mit einem eindeutigen ‚Yep, We Can!‘ beantwortet werden.

Magnatude Records (2013)
Stil:  (Southern) Jam Rock

01. Golden Oldie Jam
02. Cajun Boogie
03. No More Angry Man
04. Standing Ovation
05. Long Day
06. Wearin‘ Black
07. Out Of Season
08. Take Me Back
09. Last Call
10. No More Angry Man (Part 2)
11. The Cane

Michael Lee Firkins
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Bärchen Records

Stefanie Fix – Crooked Smile – CD-Review

Bei Stefanie Fix und ihrem aktuellen Album „Crooked Smile“, ist ihr Nachname, zumindest der Bedeutung im hiesigen Volksmund nach, auf gar keinen Fall Programm. Denn die nach Austin zugereiste Singer/Songwriterin frönt auf diesem Silberling überwiegend den recht langsam instrumentierten, nachdenklichen und schwermütigen Tönen.

Der bereits 2007 veröffentlichte Silberling (warum bekommen wir den eigentlich jetzt?), wurde von den Kritikern bisher durchgehend hochgelobt. Produziert wurde die Scheibe von Stephen Doster (Willie Nelson, Nancy Griffith, Dr. John) und Johnny Goudie. Die beteiligten Musiker Dony Wynn (Robert Palmer, Steve Winwood), Brad Houser, Stewart Cochran und John Sanchez liefern eine tadellose Leistung bei der instrumentellen Umsetzung ab, die jedoch in den meisten Fällen recht spartanisch ausfällt.

Die Songs pendeln in Bereichen von ruhigem, rootsigen Indie-Rock bis zu psychedelisch angehauchtem, aber sehr trockenen Pop. Als Eckpunkte sehe ich hier Damen wie Tori Amos und Kate Bush („Let The Sunshine Thru You“, „Holy Shit Ma“) bis zu einer unter Baldrianeinflüssen stehenden Melissa Etheridge („Far From You“, „Don’t Go, Don’t Stay“, „No Reason Now“, „The Secret I Keep“), also recht abenteuerlich und schwer vorstellbar, es kommt aber ungefähr hin.

Das ist Musik, so stelle ich es mir vor meinen geistigen Auge vor, die vielleicht Renate Künast, Jürgen Trittin & Co., spät nachts in der Lounge des Steigenbergers bei einem Gläschen Schampus zum Abschluss gefallen würde, bevor man am nächsten Tag auf dem Grünenparteitag dem Fußvolk der Delegierten mit trüber Oberlehrer-Miene wieder die heilende Wirkung von Müsli und Obstsäften anpreist.

Insgesamt ist „Crooked Smile“ von Stefanie Fix ein sehr spezielles Album, das man aus meiner Sicht nur bei ganz bestimmten Stimmungen und Gelegenheiten auflegen kann. Ein Werk für das intellektuell geprägte, weibliche Geschlecht und passionierte Frauenversteher, was den männlichen Part der Klientel betrifft, zu der ich mich, zugegebener Maßen, eher nicht zähle…

Hand To Mouth Recordings (2007)
Stil:  Singer/Songwriter

01. Let The Sunshine Thru You
02. (Baby) I Know You’re There
03. Far From You
04. Dancing With Ghosts
05. Holy Shit Ma
06. Don’t Go, Don’t Stay
07. No Reason Now
08. Crooked Smile
09. Walking Shoes
10. The Secret I Keep

Stefanie Fix
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Hemifran

Melissa Etheridge – This Is M.E. – CD-Review

Da ich Melissa Etheridge nicht persönlich kenne, sind nachführende Ausführungen von mir eher als Mutmaßungen zu betrachten! Ich habe bei ihr immer so das Gefühl, dass neue Alben oft stärker von ihren momentanen Befindlichkeiten geprägt sind, als es oft bei anderen Künstlern ihres Kalibers der Fall ist, von finanziellen Interessen der Plattenfirma oder der reinen Befriedigung des selbstverliebten Egos.

Hatte ich den Eindruck, dass ihr (auch von mir besprochenes), sehr kontrovers aufgenommenes letztes Werk „4th Street Feeling„, noch immer unter den Nachwirkungen ihrer überstandenen Krebserkrankung und mehr denn je in Bezug auf die Scheidung von ihrer zweiten Ehefrau Tammy Lynn Michaels, mit all den vermutlich unerfreulichen Begleiterscheinungen rund um solche Sachen, entstanden war, bin ich nunmehr fest davon überzeugt, dass der neue Longplayer „This Is M.E.“ der mittlerweile 53-jährigen, aus Leavenworth, Kansas stammenden Protagonistin in einer Art ‚emotionalen Hochphase‘ kreiert und eingespielt wurde.

Ein schönes Wortspiel übrigens der Titel mit der Zweideutigkeit ihrer Initialen! Und er impliziert natürlich auch damit, die einzig wahre Melissa Etheridge präsentiert zu bekommen. Die neue CD strotzt nur so von positiver Energie und es macht durchgehend Spaß, Melissas scheinbar neu gewonnenem Lebensmut und dem daraus resultierenden kreativen Tatendrang, Folge zu leisten. Ein Grund dafür ist sicherlich auch ihre erneute, im Juni 2014 geschlossene eheliche Liason mit der Produzentin und Regisseurin Linda Wallem, der sie mit dem Abschluss-Track „Who Are You Waiting For“ eine höchst-sentimentale Ballade widmete und quasi als eine Art Heiratsantrag zum Anlass ihrer Hochzeit vorspielte.

Da sieht man die zweifache Grammy-Gewinnerin und Inhaberin eines Sternes auf dem ‚Hollywood Walk Of Fame‘ auch schon vorm geistigen Auge zum Abschluss ihrer kommenden Live-Konzerte, ähnlich wie damals bei „Please Forgive Me“ von „Skin“ vor dem Piano hocken, und ihrer aktuellen Gefühlswelt freien Lauf und die Eindrücke der jüngsten Vergangenheit Revue passieren lassen.

Auch der Titel des schönen melodischen Openers „I Won’t Be Alone Tonight“ und vor allem, wie die Titelzeile herausschreit, spricht Bände. Hier erscheint es, als wenn sie doch einigen angestauten emotionalen Ballast von sich abgeworfen hätte. Viele Songs von ihr entstanden in Zusammenarbeit mit angesagten Leuten wie Jerrod Bettis (Adel, One Republic, Eric Hutchinson, Gavin DeGraw), Jon Levine (Nelly Furtado, K’Naan, Selena Gomez), dem Rapper RoccStar (der hier aber nur Harmoniegesänge beisteuern darf) oder Jerry Wonda (Fugees, Mary J. Blige, Akon).

So haben sich dadurch einige momentan unabdingbar erscheinende Sachen wie Synthies, Drum-Loops und chorale ‚Ohohoh‘- und ‚Ladidadidei‘-Harmoniegesänge, die mir gerade auch in meiner geliebten Nashville-New Country-Szene z. T. mächtig auf den Keks gehen, eingeschlichen. Sie passen aufgrund ihrer erträglich gehaltenen Dosierung aber hier zur Struktur der Lieder, meist im Stile ihres damals so erfolgreich eingeschlagenen Debütalbums gehalten, trotzdem ganz gut. Und ihre tolle variable Stimme leistet wie immer natürlich auch ein Übriges.

Weitere potentielle Hitkandidaten sind eingängige, zwischen Pop und Rock wandelnde Stücke wie das flockige „Take My Number“ , „A Little Hard Hearted“ (leicht beatleske Note), „Like A Preacher“ (mit schön passenden sakralen Piano- und Orgeltönen) oder das verspielt klingende „A Little Bit Of Me“, allesamt mit von hohem Wiedererkennungswert gekennzeichneten Refrains verziert.

Meine absoluten Favoriten sind allerdings das herrlich lässig, dezent bluesig, groovende „Do It Again“ (schöne Slide- und E-Gitarre), das an ihr „Bring Me Some Water“ erinnernde schroff rockende „Monster“, das cool dahinstampfende „All The Way Home“ (wieder klasse Gitarren, herrlich rotziger Gesang der Etheridge) oder das in der Tradition von Bon Jovis „Dead Or Alive“ gehaltene „Stranger Road“ (z. T. mit Banjo und Harp) mit viel staubigem Outlaw-Country-Flair.

Fazit. Melissa Etheridge legt auf dem deutschen Plattenlabel SPV mit „This Is M.E.“ ein sehr persönliches Album vor, das sie wieder in die Nähe ihrer stärksten Momente, wie beim Erstling oder bei „Skin“, bringt. Erstaunlich, wie gut sie es dabei schafft, moderne Komponenten mit ihrem doch eher sonst spartanisch angelegten Musikstil zu verbinden, ohne sich dabei allzu stark zu verleugnen. Ihre spürbar transportierte Euphorie wirkt dabei teilweise ansteckend und sehr authentisch. Alle Texte (wenn auch in absolut schwer lesbarer Mini-Miniaturschrift) und viele Bilder aus ihrem Musik- und Privatleben sind im beigefügten Booklet enthalten. Ein tolles weiterzuempfehlendes Werk!

SPV (2015)
Stil:  Rock & More

01. I Won’t Be Alone Tonight
02. Take My Number
03. A Little Hard Hearted
04. Do It Again
05. Monster
06. Ain’t That Bad
07. All The Way Home
08. Like A Preacher
09. Stranger Road
10. A Little Bit Of Me
11. Who Are You Waiting For

Melissa Etheridge
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Melissa Etheridge / 4th Street Feeling – Deluxe-Edition – CD-Review

Ich hatte zwar nach meinem ersten Hördurchgang schon eine gewisse Vorahnung, dass Melissa Etheridges neues Werk „4th Street Feeling“ kontroverse Reaktionen bei ihren Fans auslösen würde. Aber dass da dabei fast entweder nur absolut positive Statements oder im anderen Extrem Äußerungen wie »völlig daneben«, »Desaster« (in Anspielung auf Track sieben dieser CD) herauskommen würden, hat mich dann doch etwas überrascht.

Ob es meiner zunehmenden Altersweisheit geschuldet ist (der intensive Zuwachs des Grauanteils in einer Haarpracht in den letzten Jahren könnte ein Indiz dafür sein…), dass meine Beurteilung etwas entspannter und differenzierter ausfällt, lasse ich mal dahin gestellt. Aus meiner Sicht liegt die Wahrheit irgendwo mittendrin.
Obwohl ich zu der Künstlerin nie die ganz große Beziehung entwickelt habe, stelle ich fest, dass ich doch eine stattliche Anzahl ihrer musikalischen Outputs besitze, ihre ersten beiden Werke (aus der Zeit ihres kometenhaften Einstiegs ins Musikbusiness) sogar noch als LP. 1992 (ist das schon wieder so lange her?) nutze ich dann die Gelegenheit nach ihrer starken Scheibe „Skin“, sie mir mal leibhaftig in der Düsseldorfer Philipshalle im Rahmen ihrer „Live And Alone-Tour anzuschauen und war sichtlich beeindruckt von ihrem energiegeladenen und – für eine reine Soloperformance – ziemlich unterhaltsam gestalteten Auftritt.

Ich besorgte mir natürlich die kurz darauf folgende DVD und dann noch ihr „Lucky“-Album (1994), danach habe ich sie musikalisch ein wenig aus den Augen verloren. Ich habe natürlich ihre Krebserkrankung mitbekommen und mich gefreut, dass sie die Sache, so wie es übermittelt wurde, als geheilt geltend, überstanden hat. Sie ist halt eine überaus starke (nach meiner subjektiven Einschätzung aber auch recht schwierige und sehr auf sich fixierte) Persönlichkeit, wie es nicht nur der entschlossene Blick auf dem Cover des neuen Silberlings „4th Street Feeling“ vermuten lässt.

Ich halte die Deluxe-Version in den Händen (ergänzt um drei Bonus-Songs) und bin zunächst von der wuchtigen Aufmachung (inkl. des 28-seitigen eingesteckten Booklets, beindruckt. Sieht schon klasse aus, wenn man das Teil auseinander klappt und Frau Etheridge mit einem Golden Retriever vor einem 88er Delta (mit seiner ganzen Länge) posieren sieht. Das umfangreich bebilderte Heftchen beinhaltet alle Texte und einige handschriftliche Notizen Melissas zum Titeltrack, so dass man nachträglich ein wenig an der Intention und Entstehung des Songs teilhaben kann.

Laut eigener Aussage der 1961 geborenen, in Leavenworth, Kansas, aufgewachsenen Künstlerin, führt das Werk sie zu Ihren Anfängen zurück und arbeitet dabei auch so ein bisschen ihre Jugenderinnerungen auf, eine Phase, in der noch nichts von ihrem späteren Erfolg zu erahnen gewesen sei. Auf der 4th Street, der Hauptader ihres Geburtsorts (heute Highway 7), hing sie in ihrer Jugend mit ihren Bekannten wohl regelmäßig ab. Und so offerieren die beiden eröffnenden, geographisch betitelten, sehr schönen Lieder auch direkt den Bezug zur Intention des Werkes (das eingängige „Kansas City“ mit tollem Harp-Solo). Ein starker Auftakt – die Etheridge, wie man sie kennt und liebt.

Melissa hat übrigens alle Gitarrenparts im Alleingang bewältigt (eine absolut neue Herausforderung für sie) und den Rest durch die Mitglieder ihrer Tourband (Blair Sinta, Brett Simmons, Zac Rae) erledigen lassen. Für „Falling Up“ nutzte sie sogar eine Banjitar (sie hatte sie sich im Gutdünken, ein Banjo erworben zu haben, zugelegt).
Weitere starke Tracks wie „Disaster“, „I Can Wait“ oder „You Will“, die von der Melodik her mit auf „Skin“ hätten ihren Platz finden können, zählen zu meinen Favoriten.

Aber auch Songs wie das dezent Rockabilly-behaftete „Shout Now“, das mit schönen Stimmungswechseln versehene „The Shadow Of A Black Crow“, das cool groovende „Be Real“ oder das rockige „Sympathy“ (stoneskes Riff, hier hätte auch noch ein schönes HT-Piano ganz gut gepasst) sowie der relaxte, textlich toll konzipierte Schwofer „Rock And Roll Me“ wissen zu überzeugen.

Kommen wir zu den Sachen, die vermutlich der Auslöser für die zum Teil überzogene Kritik in negativer Hinsicht verantwortlich sein könnten. Mit „Enough Rain“, „A Sacred Heart“, und am Ende „The Beating Of My Heart“ sowie „Change The World“ (da passt der Refrain aus meiner Sicht so gar nicht zu den Strophen) gibt es hier sehr anstrengende, z. T. aggressiv und ein wenig psychedelisch angehauchte (was ja nicht unbedingt jedermanns Sache ist) und nicht gerade glücklich gewählte Phasen, die den Fluss und den Gesamtkontext des Albums stören.

Ich hätte an Ihrer Stelle im Hinblick auf 15 Songs mich doch eher für gelernte und eine etwas breitgefächerte Anzahl von Studiomusikern entschieden, die dem Werk, deutlich mehr Volumen und Abwechslung gegeben hätten. So ist dem hauptverantwortlichen Produzenten Jacquire King (Kings Of Leon, Norah Jones) zwar eine schön klare und künstlerbezogene (Etheridges einzigartiger Gesang und ihr Gitarrenspiel werden sehr transparent in den Mittelpunkt gestellt, vermutlich war das auch ihr Wunsch), rufen aber trotz der recht unterschiedlich gestalteten Lieder eine gewisse Monotonie (gerade was ihre Gitarrenkünste betrifft – oft sehr gleich klingende Intros) und Langatmigkeit hervor. Ich hätte hier persönlich eher zu einer Umsetzung durch die Nashville–Studiomusiker-Gilde, samt eines ihrer Erfolgsproduzenten, tendiert, die mit ihrem Können und ihrer spielerischen Kreativität für die Ausstaffierung solcher, eher ‚roh‘ klingender Songs prädestiniert gewesen wären.

Aber nichtsdestotrotz stehen auf „4th Street Feeling“ aus meiner Sicht elf gute Tracks vier, nicht ganz so prickelnden Sachen gegenüber, was im Prinzip zu einem überwiegend zufriedenstellenden Gesamtfazit führt. Mir hat die Begegnung mit Melissas Musik jedenfalls mal wieder ganz gut zugesagt. Imposant, wie bereits erwähnt, die tolle visuelle Aufmachung der Scheibe in der Deluxe-Version! Trotzdem bleibt „Skin“ dann doch weiterhin mit Abstand meine Lieblingsplatte von ihr.

Island Records (2012)
Stil:  Rock & More

01. Kansas City
02. 4th Street Feeling
03. Falling Up
04. Shout Now
05. The Shadow Of A Black Crow
06. Be Real
07. A Disaster
08. Sympathy
09. Enough Rain
10. A Sacred Heart
11. I Can Wait
12. Rock And Roll Me
13. You Will
14. The Beating Of Your Heart
15. Change The World

Melissa Etheridge
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Universal Music

Emory Quinn – The Road Company – CD-Review

Auch wenn die Amis ja nicht viel Gutes auf dieser Welt zustande bringen, eines muss man ihnen aber lassen. Musik machen können sie und der Nachwuchs an wirklich talentierten Interpreten scheint, anders als in unseren Gefilden, schier unerschöpflich zu sein. Fast fragt man sich, ob die meisten Kinder nicht schon im Kreissaal mit einem Saiteninstrument in den Händen aus dem Geburtskanal geschossen kommen…

Auch die in San Antonio, Texas ansässigen Emory Quinn sind wieder so eine Truppe. Dort haben sich drei hochbegabte Multiinstrumentalisten zusammengefunden, die im letzten Jahr ihr zweites Werk, „The Road Company“, in Eigenregie veröffentlicht haben, nachdem bereits ihr Debüt „Letting Go“ die Kritiker beeindrucken konnte. Der Bandname setzt sich aus den Mittelnamen der Herren Nathan (Emory) Rigney und Clint (Quinn) Bracher zusammen. Dazu gesellt sich noch als Dritter im Bunde Case Bell.

Die drei spielen bis aufs Schlagzeug (da sind dann noch Drummer Adam Littman, Ernie Durawa und Dan Dreben mit involviert) auf dem Album eigentlich so alles, womit man im Roots-/Country-Gewerbe genre-typische Klänge erzeugen kann. Clint Bracher, der auch sämtliche Stücke bis auf eines komponiert hat, bedient dazu mit sanft rauer Stimme das Mikro und erinnert an einen Wade Bowen.

Eine wunderbare Synthese aus Country, Rock, Southern Rock und Bluegrass lässt da mal wieder den Oberbegriff Americana durch den Raum schweben. Klasse Texte, grandiose Melodien und eine filigrane instrumentelle Umsetzung lösen unweigerliche Begeisterung aus. Ein entscheidendes Trademark der Band sind dabei die Stück-intern eingeflochtenen Überraschungseffekte und die Vielseitigkeit in der Songpräsentation, ohne aber den berühmten roten Faden auch nur eine Sekunde aus dem Auge zu verlieren.

So bekommt das eigentlich entspannt verlaufende „Highways Of Gold“ plötzlich eine superschnelles Instrumental-Bridge verpasst, „Ships And Planes“ einen Reggae-Rhythmus integriert (dazu noch ein Mandolinen-Solo und eine Organ-Passage) , „Blue Gone“ und das mit Westernflair behaftete „Idabel“ eine Southern Rock-kompatible E-Gitarrenphase (sogar z.T. mit Double-Leads) und „Dear London“, schon dem Titel entsprechend einen britisch anmutenden Ausklang (dezent U2-mäßig). Dazu wurde noch die einzige Fremdkomposition „Phone Went West“ von der amerikanischen Rockband Mr. Morning Jacket in eine höchst unterhaltsame Bluegrass-Fassung der Extraklasse verwandelt (mit Banjo, Fiddle, Mandoline).

Insgesamt gesehen ist „The Road Company“ von Emory Quinn ein Freudenfest für jeden Liebhaber der Roots- und modernen Country-Schiene. Nach The Band Of Heathens und Driveway für mich mit das beste, was so in letzter Zeit in meinen CD-Player gewandert ist. Man fragt sich danach unweigerlich, warum noch keine Plattenfirma ihre Fühler nach dem Trio ausgestreckt hat. Wäre sicherlich ein idealer Übernahmekandidat für ein auf diesem Gebiet in unserem Lande emsiges und beliebtes Label, das nach einer blaufarbigen, dornigen Pflanze benannt ist…

Eigenproduktion (2008)
Stil:  Americana

01. Highway’s Of Gold
02. Dance With Me
03. Straight Through Me
04. No In Between
05. Ships And Planes
06. Blue Gone
07. Magnolia
08. Devil’s Disguise
09. Idabel
10. Better Next Year
11. Dear London
12. Phone Went West

Shannon Curfman
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Bärchen Records